St. Damiano

Claudia Ebert gibt einen Einblick in St. Damiano:

Der Weg von der Kirche zum Wohnbereich der Einrichtung San Damiano führt mich am Fenster der Wohngruppe 04 vorbei. Da entdeckt mich Dominic von drinnen meistens schon und winkt mir fröhlich durch die Glasscheibe zu. Ich klingle an der Eingangstür. Es dauert meist einen Moment, bis einer der Mitarbeiter kommt und mir mit dem Schlüssel die Tür von innen öffnet. Schon da wird mir bewusst: Ich betrete einen geschlossenen Wohnbereich. Fachlich richtig ausgedrückt: eine geschützte Wohngruppe.

In San Damiano wohnen 24 meist junge Menschen „mit einer Intelligenzminderung und/oder körperlichen Beeinträchtigung und einer zusätzlichen psychischen Störung“. Auf den beiden Stockwerken im Haus ist jeweils eine Wohngruppe untergebracht, die nochmals in zwei kleine Gruppen unterteilt ist. Im Wohnzimmer stehen zwei große Tische und ein großes Sofa an der Wand, der Wohnzimmerschrank steht gerade offen: Der Fernseher läuft – meist mit einem Musiksender. Eine Bewohnerin läuft ihre Kreise im Takt der Musik. Anfangs bin ich ganz schön irritiert – mir ist das „im Kreis laufen“ fremd.

Im Wohnzimmer steht auch ein Pflegebett: Eine Bewohnerin, die schon längere Zeit viel liegen muss, ist so mittendrin dabei, anstatt allein in ihrem Zimmer zu sein. Dominic, den viele aus der Kirchengemeinde kennen, sitzt am Tisch und knüpft an einem Kissen. Zwei andere Bewohnerinnen kommen kurz aus ihren Zimmern, gehen dann aber wieder. Wie in einer ganz normalen Familie – jeder hat hier sein eigenes Zimmer, es gibt das gemeinsame große Wohnzimmer, wo zusammen gegessen wird.

Dazwischen ist für die meisten Bewohner:innen FuB angesagt: der Förder – und Betreuungsbereich. Morgens nach dem Frühstück gehen die Bewohner:innen für eine Stunde oder länger in diesen abgetrennten Bereich und erleben so eine feste Alltagsstruktur. Katharina macht derzeit ihre Ausbildung als Heilerziehungspflegerin in San Damiano. Ich habe sie gefragt, was sie an ihrer Arbeit freut. Darauf sagt die 29 jährige: ...“auch gefällt mir besonders dass unsere Arbeit eine Arbeit ist die FÜR die Menschen ist und sie in ihrem Alltag begleitet und unterstützt.“

Als ich gehen will, muss ich wieder warten: erst muss jemand die Tür aufschließen.


St. Damiano - Winterbacher Straße ist ein Sozialtherapeutisches Heim der Stiftung Liebenau.